Extremitätendeformitäten

Achsabweichungen (X-Beine und O-Beine), Beinlängenunterschiede

Die Beinachse verändert sich im Lauf der Entwicklung. Während in den ersten beiden Lebensjahren eine leichte O-Bein Stellung normal ist, ist ab dem dritten Lebensalter die X-Beinstellung typisch. Um das achte Lebensjahr erreicht das Bein seine normale Achse.

Bei starken Abweichungen von der altersentsprechenden Norm kann es zu Überbelastungen verschiedener Gelenke, Behinderungen beim Gehen und Schmerzen kommen. In diesen Fällen kann die Beinachse durch Operationen verbessert wären. In der Wachstumsphase kann eine „Wachstumslenkung“ durch vorübergehende Blockade der Wachstumsfuge (Hemiepiphysiodese) erreicht werden. Dies gelingt durch kleine Metallplatten, die das Wachstum bremsen.

Bei sehr starken Fehlstellungen müssen Knochendurchtrennungen (Osteotomien) durchgeführt werden, die zur Geradestellung dienen und mit Platten und Schrauben fixiert werden. Liegen schwere Fehlstellungen in mehreren Ebenen (Knickbildung, Längenunterschied und Verdrehung) vor, dann kommen sogenannte „externe Fixateure“ zum Einsatz. Dabei handelt es sich um Ringsysteme, die über Teleskopstäbe miteinander verbunden sind und mit Metallstiften im Knochen fixiert werden. Nach genauer Planung mithilfe eines Computerprogramms kann der Patient durch Drehen an den Teleskopstäben die Ringe gegeneinander bewegen und dadurch Korrekturen in mehreren Ebenen erzielen. So gelingt es schwere Knochenverkrümmungen, wie sie nach Unfällen, Entzündungen, Tumoren oder angeborenen Skeletterkrankungen vorkommen, zu korrigieren und ein normales Stehen und Gehen möglich zu machen.

Geringe Beinlängenunterschiede von bis zu 1 cm kommen relativ häufig vor und spielen keine Rolle. Größere Längenunterschiede müssen untersucht und beobachtet werden. Es gibt zahlreiche Ursachen für Beinlängendifferenzen. Unterschiedliche Knochenlängen können nach Entzündungen, Verletzungen, vorangegangenen Operationen, Tumoren und im Rahmen einer Reihe von Skeletterkrankungen entstehen.

Längenunterschiede, die zu Störungen des Gangbildes und Fehlstellungen von Gelenken oder der Wirbelsäule führen, müssen behandelt werden. Die Behandlung ist vom Alter des Kindes und dem Ausmaß des Längenunterschiedes abhängig. Einlagen mit Höhenausgleich oder Schuhsohlenerhöhungen können geringe Differenzen ausgleichen. Bei größeren Längenunterschieden sind Operationen notwendig. Wesentlich sind eine exakte Planung und die Erstellung einer Wachstumsprognose. Längenunterschiede können durch Bremsung des Wachstums des längeren Knochens (Epiphysiodese) oder durch Verlängerung des kürzeren Knochens behandelt werden. Bei der sogenannten „Kallusdistraktion“ wird der Knochen durchtrennt. In dem Knochenspalt bildet sich neuer Knochen (Kallus), der langsam in die Länge gedehnt wird. Wenn die gewünschte Länge erreicht ist, wird die Bewegung beendet, und die neu gebildete Knochenbrücke wird fest und belastbar.

Knochenverlängerungen werden mit verschiedenen Techniken erreicht. Externe Fixateure oder Marknägel, die in das Innere des Knochens eingebracht werden und sich teleskopartig verlängern sind die Methoden der Wahl. Während und nach der Verlängerungsbehandlung muss Heilgymnastik durchgeführt werden um die Beweglichkeit aller Gelenke zu erhalten und die Funktionstüchtigkeit des  Sehnen- und Bandapparates zu gewährleisten.

Der Einwärtsgang

Viele Kinder richten die Fußspitzen beim Gehen nach innen. Dieser „Einwärtsgang“ ist in den meisten Fällen nicht als Krankheit zu betrachten sondern ergibt sich aus der Entwicklung des Hüftgelenkes. Im Rahmen des Wachstums dreht sich der hüftgelenksnahe Anteil des Oberschenkelknochens langsam nach hinten (Detorsion) und als Folge davon kommt es zu einer Außendrehung der Füße und einer Normalisierung des Gangbildes. Es gibt zwei Wachstumsschübe, einmal ca. im 6. Lebensjahr und einmal ca. im 11. Lebensjahr, bei denen sich die Situation rasch bessert. Manchmal liegt der Drehfehler auch im Unterschenkelbereich. Die Unterscheidung gelingt durch die klinische Untersuchung. Nur bei ausgeprägten Fällen – z.B. wenn die Kinder häufig über die eigenen Füße stolpern oder an den Knien hängen bleiben sind Operationen notwendig.